BASIS-SANITÄR­VERSORGUNG mit TROCKEN­TOILETTEN

Lima · Moyobamba · Cusco · Juliaca, Peru, 2010 - 2013

Projektleistung:

Beratung von Entsorgungs­unternehmen.

Integrale Entsorgungskonzepte. Dienstleistungsmo­delle zu nichtkanal­gebun­denen, sanitären Services mit Gebührenstruktur.

Planung und Bauanleitung. Schulung und Information von Anwendern und Entsorgungs­unter­nehmen.

Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit dem Programm GIZ PROAGUA umgesetzt.

 

Ergebnis:
Entwicklung von Equipment für hygienische Trockentoiletten.

Funktionale Module mit individuellen Gestaltungs­möglichkeiten.

Nutzerbeteiligung, Aus- und Weiterbildung von Entscheidungs­trägern.

Entsorgungs­konzepte zur nichtkanal­gebundenen Entsorgung incl. Tarifmodellen.

Film (EN):
Dry sanitation in Peru

Herausforderung:

In Peru haben 30 bis 40 % der Bevölkerung keinen Zugang zu angemessenen sanitären Einrichtungen. Die damit verbundenen Probleme werden in den wachsenden peri-urbanen Gebieten mit ihrer relativ dichten Besiedlung besonders offensichtlich.

Als Notbehelf werden Latrinen ohne jeden hygienischen Standard und oft weit entfernt von den Häusern errichtet. Dies hat zur Folge, dass insbesondere Frauen und Kinder die Nutzung meiden. Zudem stellen die immer wieder aufgegebenen Gruben der vollen oder einfach aufgegebenen Latrinen eine zunehmende öffentliche Gefahr dar.

Im Vergleich hierzu bieten insbesondere die mit 2 Kammern gebauten Trockentoiletten (UDDT) entscheidende Vorteile: sie schaffen Zugang zu hygienisch nutzbaren Toiletten, welche im oder am Haus installiert und zudem wie ein Badezimmer auch mit Dusche oder Waschplatz ausgestattet werden können. Zur Nutzerakzeptanz trägt vor allem bei, dass dies eine bleibende Lösung ist. Denn wenn beide Kammern gefüllt sind, wird die jeweils zuerst gefüllte Kammer problemlos geleert und weiter genutzt.

Die vollständige Trennung aller Stoffströme (Urin, Fäkalien und Grauwasser) entspricht dem ecosan Prinzip (ecological sanitation). Die onsite-Trocknung der Fäkalien in den Kammern der UDDT bedingt ein äußerst geringes Risiko beim Betrieb. Für die mögliche Einrichtung eines öffentlichen Services, für die Sammlung, Nachbehandlung und finale Bestimmung bedeutet dies zudem besonders geringe LifeCycle Kosten.

Lösung:

Durch den organisierten Bau von Urin-Trenn-Trockentoiletten mit Doppelkammersystem (UDDT) erhalten Versorgungsbetriebe erstmals die Möglichkeit, Gebieten ohne Kanalisation, in denen auch die Trinkwasserversorgung häufig mangelhaft ist, schnell und flexibel einen angemessenen und ökonomischen Sanitärservice zu bieten.

Über den Verbleib aller Stoffströme (trockene Fäkalien, Urin, Grauwasser) ist zu Beginn der Konzeption zu entscheiden. Jedes Entsorgungsmodell ist in Abhängigkeit der spezifischen Bedingungen zu gestalten: Ist die Verbringung oder Nutzung der Produkte durch den Nutzer möglich und gewünscht, sollte hierfür Unterstützung gegeben werden. Gerade in peri-urbanen Situationen wird jedoch meist der Abtransport zumindest der Fäkalien erforderlich, was die Nachbehandlung z.B. im kommunalen Kompost und die kontrollierte Verbringung und Wiedernutzung ermöglicht.

Der Versorger der Stadt Juliaca hat beispielsweise ein auf UDDT basierendes alternatives Entsorgungskonzept für eine Siedlung mit 750 Häusern entwickelt, bei dem die Abholung der trockenen Fäkalien im 6-monatigen Rhythmus vorgesehen ist. Da hohe Grundwasserstände aber keine Versickerung erlauben, musste zusätzlich auch der monatliche Urinabtransport zur städtischen Kläranlage berücksichtigt werden. Zur Behandlung des Grauwassers wurden 7 Pflanzenkläranlagen vorgesehen. Der monatliche Tarif für den Service pro Haushalt (ohne Investition) beträgt hier 2,70 USD.

Die mit diesem sanitären Entsorgungskonzept „auf Rädern“ begünstigten Haushalte profitieren von einem wesentlich erhöhten Komfort und verbesserter Hygiene.